Fernsehen

Kaum ein Medium ist wohl so schwer aus dem Alltagsleben der Massengesellschaft wegzudenken wie das Medium Fernsehen. Aber auch keines wurde derartig massiven, durchaus kritischen Betrachtungsweisen ausgesetzt.

"Elektrisch zusammengezogen ist die Welt nur mehr ein Dorf".“[??]

Mc Luhans Überlegung ging davon aus, dass das Medium Fernsehen eine Erweiterung der menschlichen Sinne darstelle. Für ihn bedeutete das Medium eine Botschaft, die tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft bewirkt hatte. Die gesamte Menschheit sei dadurch miteinander verflochten und bewirke, dass fremde Handlungen, die im Fernsehen gezeigt werden stärker als denn je empfunden werden. Daraus resultiere sich die Verschmelzung des Privat- und des Gemeinschaftslebens. [??]

"Wir amüsieren uns zu Tode.“[??]

Neil Postman wies auf die Kontextlosigkeit der vom Fernsehen gezeigten Informationen hin, die allerdings wirkungslos bleiben würden, weil die gesendeten Nachrichten aus Informationen bestehen, die nicht zu einem sinnvollen Handeln veranlassen würden. Das Fernsehen gaukle den Rezipienten eine Art „Traumwelt“ vor. Dies sei allerdings, eine problematische Entwicklung, denn die Menschen würden versuchen in dieser Traumwelt zu wohnen.[??]

"Fernsehen verändert unseren Ortssinn.“[??]

Nach Meyrowitz verändert das Fernsehen den Ortssinn der Rezipienten. Viele Personen wissen nicht mehr wo ihr „wahrer Ort ist“. Das elektronische Massenmedium Fernsehen hebt die Trennung zwischen „Hier und Dort“, „Live und Aufgezeichnet“, „Persönlich und Öffentlich,“ auf. Indem das Fernsehen ein besseres Bild von „Präsidenten und Mördern“ liefert, werden physische Barrieren und Übergänge relativ bedeutungslos, wenn es um den Zugang von sozialen Informationen oder Bereichen geht. Das hat nach Meyrowitz zu einer fundamentalen Veränderung in der Gesellschaft geführt, die er anhand drei wichtiger Bereiche ausmachen konnte: Die Vermischung von Männlichkeit und Weiblichkeit, von Kindheit und Erwachsensein und am Prestigeverlust politischer Autoritäten. Dadurch, dass das Fernsehen bisher unbekannte und nie gesehene Einblicke in bestimmte Bereiche gewährt, übernimmt es eine entmystifizierende Rolle.[??]

Fernsehen als Instrument der Wirklichkeitskonstruktion

Trotz unterschiedlicher Auffassungen spielt das Fernsehen für unsere Sozialisation, Gefühle und Erwartungen, unser Wissen und unsere Kommunikation, Politik und Wirtschaft, aber eine entscheidende Rolle: Es wirkt als Instrument unserer Wirklichkeitskonstruktion. Werden nun Fernsehangebote so aufgenommen, dass sie mühelos an eigene Erfahrungen angepasst werden können, beziehungsweise ihnen nicht widersprechen, entsteht automatisch ein subjektiver Realitätseindruck. Der Rezipient nimmt einen Vorgang wahr und reagiert mit dem Körper, wie bei interaktiver Wahrnehmung und Kommunikation. Die Suggestive des Fernsehens kann laut Schmidt von zwei Seiten her beschrieben werden: nämlich von der Angebotsseite her, die durch die Integration von Sprache, Körper-, Kostümsprache, Ausstattung, Musik, Einstellung, der Wiederholung von Situationsstereotypen, ein semiotisch überdeterminiertes Wahrnehmungsangebot liefert, in dem das Bild dominiert. Und von der Rezipientenseite her, welche durch die große Vielfalt und die Schnelligkeit, mit der die Bilder gesendet werden, die genaue Verarbeitung verhindert. Das Fernseh-Medienangebot wird daher zum natürlichen Bild der Wirklichkeit.[??]

Eigenschaften

Das Fernsehen wird durch folgende Elemente, die der Massenkommunikation zuzuordnen sind, geprägt.

  • Indirekt: - Die Botschaft ist an einen breiten Querschnitt der Bevölkerung gerichtet. Ebenso existiert eine räumliche Distanz zwischen Kommunikator und Rezipienten. Von einer raum-zeitlichen Trennung ist dann die Rede, wenn der Rezipient eine bereits aufgezeichnete Sendung konsumiert.
  • Einseitig, - weil der übliche Rollentausch, den beide Gesprächspartner üblicherweise eingehen, fehlt. Der Rezipient kannn nicht in die Rolle des Kommunikators schlüpfen und umgekehrt.
  • Öffentlich, - weil der Personenkreis an den die Botschaft gesendet werden soll, nicht festgelegt und begrenzt ist.


© by Claudia Reisinger, Texter|n in Wien